Über die Liebe. Über den Tod. Zur Erinnerung an den Zen-Meister Willigis Jäger

Vor zwei Wochen beging er seinen 95. Geburtstag. Heute ist der Zenmeister und Benediktiner Willigis Jäger gestorben. Er war mein erster und einziger spiritueller Lehrer. Willigis war ein strenger und zugleich humorvoller Zen-Meister. Die Begegnung mit ihm war die Initialzündung für meinen intensiven Zen-Weg.

 

Nachdem seine Kirche ihn, den unbequemen Mystiker nicht mehr in ihren Reihen wollte, gründete er im hohen Alter gemeinsam mit uns das größte spirituelle Zentrum Deutschlands, den Benediktushof. Mich berief er zu seiner Assistentin. Aufregende und erfolgreiche, aber auch turbulente und anstrengende Jahre folgten. Nein, Willigis war kein einfacher Chef. Doch die Zeit mit ihm war eine wertvolle Zeit meines Lebens.

 

Unser Fußballerfoto ist entstanden, als wir beim Holzkirchner Dorffest gemeinsam den Benediktushof beim Torwandschießen vertraten. Wie man unschwer sehen kann, waren wir beide sehr stolz auf unsere Trost-Medaillen. Trotz seines damals schon hohen Alters schoss Willigis übrigens beträchtlich besser als ich.

 

Ich verdanke Willigis viel. Er hat mir nicht nur das östliche Zen nahegebracht, sondern auch meine verschüttete Liebe zum Christentum zum Leben erweckt. Er hat viele Talente und Fähigkeiten in mir aktiviert, von denen ich bis dahin gar nichts wusste. In der Zeit mit ihm habe ich mit dem Schreiben begonnen und die ersten Bücher herausgegeben. Er hat mir damit den Weg als Autorin und Seminarleiterin geebnet. Und durch ihn lernte ich interessante Persönlichkeiten kennen, die später zu wichtigen Menschen in meinem eigenen Leben wurden: Bruder David Steindl-Rast, Konstantin Wecker, Gerald Hüther, um nur einige von ihnen zu nennen. 

 

Willigis Jäger, Konstantin Wecker & Christa Spannbauer
Willigis Jäger, Konstantin Wecker & Christa Spannbauer
Herausgegeben von Christa Spannbauer und Ursula Richard
Herausgegeben von Christa Spannbauer und Ursula Richard
Willigis Jäger und David Steindl-Rast
Willigis Jäger und David Steindl-Rast


"Was wir am Ende unseres Lebens in Händen halten, sind nicht unsere Leistungen und Werke. Wir werden uns zuerst und vor allem die Frage stellen müssen, wie viel wir geliebt haben."


Mit diesen Worten endet das Buch Über die Liebe, das wir 2009 gemeinsam auf den Weg brachten. Dieses Buch ist für mich sein schönstes Vermächtnis. Wie viel Willigis geliebt hat, kann ich nicht ermessen. Doch ich weiß, dass viele Menschen ihn sehr geliebt haben.

 

So Ruhe in Frieden, alter Meister. Der Tod hat dich nie geschreckt. Wusstest du doch, dass er nur der Durchgang zu einem neuen Leben ist.     

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Kommentare: 7
  • #1

    Helga Koster (Freitag, 20 März 2020 18:46)

    Ein Mensch der Liebe, ist heimgekehrt.Wie schön Christa für Dich, dass Du ihm so lange nahe sein konntest.

  • #2

    Maria Hessler (Freitag, 20 März 2020 18:51)

    Liebe Christa, dein Beitrag beschreibt Willigis genauso wie er war. Es war eine gute Zeit mit dir als Assistentin, danke für deinen Beitrag.
    Alles Liebe Maria

  • #3

    Tim Arndt-Bösel (Freitag, 20 März 2020 19:17)

    Liebe Christa,
    welch schöne und heilsamen Worte!
    Möge seine Energie auf dem weiteren Weg eine
    gute Form finden! Möge er Glück erfahren und
    niemals getrennt sein vom höchsten Glück das
    frei ist von jedem Leid! Herzlichst Tim

  • #4

    Josef Blum (Samstag, 21 März 2020 12:33)

    Danke, Herr Jäger. Von Ihnen habe ich gelernt, dass ich ein Tanzschritt Gottes auf dem Planeten Erde sein kann.

  • #5

    Manuela Schumacher (Samstag, 21 März 2020 13:28)

    Mein spiritueller Weg begann im Benediktushof. Er dauert an. Dort habe ich zum ersten Mal die Einheit und die Herzensfreude die aus der Tiefe des Herzens kommt erlebt. Ich bin diesem Ort und Herrn Jäger ewig dankbar dafür. Gute Reise nach Hause ins Licht.

  • #6

    Heidi Schoppenhorst (Sonntag, 26 April 2020 13:27)

    Liebe Christa,
    herzlichen Dank für Deine Zeilen zum Heimgang von Willigis ins große Licht. Auch ich erinnere mich gern an die Zeit, als Du für ihn und uns so vieles gemanagt hast.
    Sei behütet in dieser besonderen Zeit.
    Herzliche Grüße
    Heidi

  • #7

    Elli (Samstag, 26 September 2020 14:04)

    Für eine Mutter, deren Töchter sich nicht melden, ist das eine traurige Aussicht. Ich liebe diese Töchter natürlich, aber ich fühle mich als Mutter nutzlos. Ich bin jetzt 67 und mit Corona bin ich unsicher. Aber es sieht nicht nach Versöhnung aus. Ich bete für sie und mich.