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Meine Zen-Story. Weshalb mir das Zen fremd und doch zutiefst vertraut ist

20 Jahre ist es nun her, dass ich meinen ganzen Mut zusammennahm und mich auf den Weg in das nahe gelegene spirituelle Zentrum machte, in dem jeden Abend eine 90-minütige Zen-Meditation angeboten wurde. Die Schwelle, in ein Zen-Zentrum zu gehen, ist für viele Menschen bis heute hoch. Das hat auch gute Gründe. Denn das, was wir landläufig unter Gastfreundschaft verstehen, lässt dort doch reichlich zu wünschen zu übrig. Kein Mensch spricht mit einem, alle schweigen, niemand schaut einen an. Die innere Sammlung der Menschen, die hierher kommen, wirkt auf den ersten Blick unnahbar, distanziert, fast abweisend.


Ich tat also schweigend das, was alle anderen auch taten: ich holte mir ein Sitzbänkchen aus dem Schrank, stellte mich vor eine freie Sitzmatte und setzte mich, als die zwei Hölzer hart zusammengeschlagen wurden, auf mein Bänkchen. Es wurde mucksmäuschenstill im großen Saal, dann ertönte der Gong drei Mal und die Meditation begann. 25 Minuten lang würde eine Meditationseinheit dauern, das hatte ich zuvor in Erfahrung gebracht. So lange war ich noch nie regungslos gesessen. Und dann musste ich auch noch feststellen, dass ich mich - unerfahren wie ich war - verkehrt herum auf mein abgeschrägtes Meditationsbänkchen gesetzt hatte, sodass ich schwitzend all meine Kraft zusammennehmen musste, um nicht hintenüber zu fallen. Aufstehen, das Bänkchen einfach umdrehen, das wagte ich nicht, da alle um mich herum völlig bewegungslos und still auf ihren Kissen saßen. Ich war eingeschüchtert von der Strenge im Zendo.Nach einer gefühlten Ewigkeit ertönte endlich der Gong und ich konnte aufstehen und mich aus meiner misslichen Lage befreien. Nun begann die Gehmeditation, in der wir fünf Minuten lang im achtsamen Gänseschritt hintereinander durch den Zendo liefen. Auch das war für damals eine äußerst befremdliche Erfahrung

 

Nach zwei weiteren Meditationsrunden ging meine erste Zen-Meditation mit einer gemeinsamen Rezitation der 4 Gelübde zu Ende. Alle gingen schweigend heim. Ich auch. Und am nächsten Tag kam ich gleich wieder. Und von nun an fast jeden Abend für die nächsten Jahre. So fremd mir das Zen mit all seinen Ritualen und seiner Strenge auch war, so vertraut war mir doch der Ort der inneren Stille, an den mich die Zen-Meditation führte. Bald schon nahm ich an Zen-Sesshins teil, die mich über mehrere Tage ins Schweigen führten. Das Zen eröffnete mir eine neue Welt.

Mehr dazu erfahrt ihr in meinem nächsten Blog. Doch eines noch: Am 04. November gebe ich in unserer Sonntagsmatinee in Berlin eine Einführung in die Zen-Meditation.

 

 

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