Ich schreibe mir die Seele frei

 

Wer bin ich? Was prägte mich? Was habe ich daraus gelernt? Wohin möchte mein Leben mich führen? Beim Schreiben finden wir Antworten auf die wichtigsten Fragen unseres Lebens. Mit dem Stift in der Hand öffnen wir die Tür zu unserer inneren Weisheit, befreien uns von Altlasten und weiten der Zukunft neue Horizonte.

 

Kennst du das befreiende Gefühl, das sich einstellt, wenn du dir alles von der Seele geschrieben hast, was diese belastete? All deine Ängste und Kümmernisse, die Kränkungen des gestrigen Tages und die Sorgen vor dem morgigen? Vielleicht hast du bereits als Teenager den Trost des Tagebuches erfahren, dem du alles anvertrauen konntest - deinen Liebeskummer, den Streit mit der besten Freundin und den Zorn auf deine Eltern. Und mit dem du ebenso die schönsten Momente deines Lebens teiltest - die erste große Liebe, die Abenteuer mit Freunden, deine  tiefsten Sehnsüchte und wildesten Träume. 

Sobald du einen Stift zur Hand nimmst und deine Worte aufs Papier fließen lässt, kannst du diese befreiende Wirkung auch heute spüren. Im Schreibprozess gibst du dir die Erlaubnis, dich so zu zeigen, wie du bist. Unverstellt, authentisch, ohne Beschränkungen, ohne Verbote. Blockierte Gefühle können wieder fließen und alte Glaubenssätze verlieren ihre Macht über dich. Du begegnest dir ungeschminkt und kommst deiner inneren Wahrheit auf die Spur. Nicht von ungefähr erblickte der Philosoph Michel Foucault im Tagebuchschreiben den Königsweg der Selbsterkenntnis. Du machst du dich auf den Weg zu dir selbst und öffnest innere Räume, die bislang verschlossen schienen. Schreibend erkennst du, was dir wirklich wichtig ist im Leben.

Und nicht nur das: Im Schreibprozess kannst du dich neu entwerfen, deine Stimmungen beeinflussen, dir in schwierigen Situationen Mut machen und in traurigen Zeiten Trost zusprechen.  Du gibst dem, was in dir ist, Ausdruck, schreibst dir Schmerzhaftes von dem Herzen und räumst seelische Blockaden aus dem Weg. Dadurch befreist du deine Lebensenergie, erlaubst deinen Sehnsüchten, Bedürfnissen und Wünschen, sich zu zeigen und wirst zur Gestalterin, zum Gestalter deines Lebens.

 

SCHREIBSEMINARE MIT CHRISTA SPANNBAUER 2023

 

 

Warm-up: Intuitives Schreiben

Um sich der befreienden Kraft des Schreibens zu öffnen, ist das intuitive Schreiben die beste Übung. Am besten wendest du es gleich am Morgen nach dem Aufwachen an. Lege dir einen Notizblock und Stift bereit und schreibe alles auf, was dir in den Sinn kommt. Ohne nachzudenken, ohne zu zensieren. Schreib einfach drauf los. Lass deine Hand mit dem Stift über die Seiten gleiten, ohne über Richtig oder Falsch nachzudenken. Bring all deine deine Wünsche, Träume, Ängste, Selbstzweifel, Tiefschürfendes und Oberflächliches aufs Papier. Nichts ist zu albern, unbedeutend, zu skurril oder zu kindisch. Denn das intuitive Schreiben ist zugleich eine Art Psychohygiene. Du kannst dir alles von der Seele schreiben, was dich belastet und was sich immer wieder zwischen dich und dein wahres Selbst drängelt. Du befreist dich von Blockierungen und gibst deiner Seele Raum zu atmen.

 

 

Mein Leben schreiben

Es gibt einen unverletzten und unverletzbaren Wesenskern in jedem von uns. Hier liegt unsere Kraft. Hier ruht unsere innere Weisheit. Sie weiß weit mehr über uns als wir in unserem täglichen Leben ahnen. Beim biografischen Schreiben können wir mit dieser inneren Stimme in Kontakt treten. Indem wir zuerst einmal  freudvolle Erinnerungen aus unserer Kindheit ans Licht zu holen. Dies stärkt unsere Ressourcen und aktiviert die inneren Kraftquellen. Die folgende Schreibübung unterstützt darin:

 

 

Ressourcen stärken: Die Freuden und Helfer aus meiner Kindheit

Lass deine Gedanken in die Vergangenheit schweifen und erinnere dich an Situationen, die dir als Kind Freude bereiteten. Was machte dich glücklich? Was waren die Orte, an denen du dich geborgen fühltest? Wer waren die Menschen, die dich unterstützten, dich trösteten und dir Schutz gaben? Sammle Glücksmomente deines Lebens und schreibe alles auf, was dir dazu einfällt. Erinnere dich an die liebevollen Begleiter deines Lebens und danke Ihnen.   

 

 

Gestärkt und liebevoll begleitet kannst du dich nun auf den Weg machen, um dich unverarbeiteten und schmerzhaften  Erfahrungen zu stellen. Indem du deine Aufmerksamkeit nach innen lenkst und offen und mutig erforscht, was du hier vorfindest. Indem du auf einschneidende Erlebnisse zurückblickst und dir alles von der Seele schreibst, was dich bis heute beschwert und schmerzt. ‚Entäußern‘ nennt die Psychologie diese entlastende Methode. Wir fassen das Erlebte in Worte, machen es greifbar und erhalten dadurch die Macht, es loszulassen. Wir brechen das Schweigen und finden Worte, die aus der inneren Sprachlosigkeit herausführen. Ungefiltert und unzensiert. Manche Gefühle warten schon sehr lange darauf, sich endlich zeigen zu dürfen und wahrgenommen zu werden. Gefühle, die wir verdrängt haben und denen wir keine Möglichkeit gaben, sich zu zeigen, gingen in den Untergrund und ziehen von dort aus unbemerkt die Fäden. Damit erhalten sie Macht über unser Leben, ohne dass wir es bemerken. Sie sind im wahrsten Sinne ‚out of control‘.

Mit dem Stift in der Hand kannst du dich ihnen achtsam und interessiert zuwenden. Du kannst sie aus der Unterwelt befreien. Indem du dich dem Schmerz, dem Groll und der Bitterkeit öffnest und alle Gefühle erforscht, benennst und aufschreibst. So befreist du dich vom Ballast der Vergangenheit und erlangst neue Erkenntnisse. Schmerzhafte Erinnerungen sind dann nicht mehr länger Energieräuber, die an deinem Leben zehren, sondern werden zu Möglichkeiten der Selbsterkenntnis.

Dies sind wichtige Schritte auf dem Weg der Versöhnung mit der eigenen Lebensgeschichte. Nun kann Heilung geschehen. Was war, kann sich in etwas Neues verwandeln.

 

 

Die Dramen meines Lebens

Bevor du den Mut fasst und dich schmerzhaften Ereignissen in deinem Leben zuwendest, erinnere dich zuerst an die Helfer aus deiner Kindheit. Vielleicht liest du hierfür noch einmal, was du über sie geschrieben hast.

Tauche dann in dein Inneres hinein und lausche, welche schmerzhaften Erinnerungen sich zu Wort melden. Beginne mit dem Ereignis, was am meisten Aufmerksamkeit auf sich zieht. Schreibe einfach alles auf, was dir dazu einfällt. Erlaube dir, zornig, traurig, vielleicht auch böse oder ungerecht zu sein. Schon während des Schreibens wirst du spüren können, welch befreiende Wirkung es hat, all diese Gefühle auf das Papier zu bringen.

Du kannst danach alles, was du geschrieben hast, in kleine Schnipsel zerreißen oder in einem Ritual verbrennen. Damit machst du deutlich, dass du dich davon befreien möchtest und bereit bist, dich für Heilung in deinem Leben zu öffnen.  

 

 

Rewriting my life

Was geschehen ist, ist geschehen. Wir können es nicht rückgängig machen. Wir können uns aber entscheiden, in welchem Licht wir das Geschehene betrachten wollen. Mit dem Schreiben öffnen wir der Verwandlung den Raum. Wir setzen unsere Kreativität zum Heilwerden ein. Wie ein Goldsucher machen wir uns auf den Weg, um die Schätze unseres Lebens zu finden und zu bergen. Wir öffnen Türen, die noch verschlossen waren, bringen Licht in Räume, die bislang dunkel waren. Schreibend  interpretieren wir das, was geschehen ist, neu und machen das Beste daraus. ‚Reframing‘ wird dies in der Psychologie genannt: Du setzt das, was geschehen ist, in einen neuen Rahmen und schon sieht es ganz anders aus. Was nicht heißt, Erinnerungen zu manipulieren, sondern sie in einem neuen Licht zu betrachten. Du veränderst den Fokus deines Lebens, starrst nicht länger wie paralysiert auf die schmerzhaften Erinnerungen, sondern stellst diesen im Schreibprozess schöne Erinnerungen an die Seite.  

„Die hellen Tage behalte ich, die dunklen gebe ich dem Schicksal zurück“, schrieb Zsuzsa Banks in ihrem Bestsellerroman Die hellen Tage.  Rewriting heißt, der Versöhnung mit der eigenen Vergangenheit die Tür zu öffnen. Wir erlösen die schmerzhaften Gefühle und bringen sie aus dem Schattenreich an die Sonne. Hier können sie Heilung erfahren. Indem wir uns schreibend den Fragen widmen: Was ist mir trotz aller Enttäuschungen und Widerstände gelungen? Welche schmerzhaften Erfahrungen haben mich Neues gelehrt und mir Kraft gegeben?

Dadurch finden wir immer mehr zu dem, was unsere Talente und Begabungen sind, erkennen unser geistiges Potenzial und die Größe unseres Herzens.

 

 

Eine Laudatio auf mich selbst

Diese Schreibübung empfiehlt Schreib-Coach Tatijana Milovic in ihrem Buch Rewrite your life.  

Du eröffnest dir damit einen positiven Blick auf dich selbst. Wirf einen Blick zurück und erinnere dich an Situationen, in denen du dich selbst überrascht hast. Was ist dir gelungen? Was schätzt du aufrichtig an dir selbst? Was an dir würdest du nie eintauschen oder hergeben? Welche schmerzhaften Erfahrungen haben sich später als wichtig für deinen Reifungsprozess herausgestellt?

Schreib alles auf, was dir dazu einfällt. Und erfreue dich anschließend an deiner Laudatio, indem du sie dir laut vorträgst.

 

 

Meine authentische Stimme

Im Schreiben schöpfst du aus dir selbst. Du erhältst Zugang zu deiner inneren Wahrheit. Frei fließend bringst du dein Innerstes zum Ausdruck. Authentisch und unverstellt. Schreiben und Sein kommen in Einklang. Du setzt dich mutig mit dir selbst auseinander, mit deinen Erfolgen ebenso wie mit deinen Misserfolgen, kommst den Irrungen und Wirrungen des Lebens auf die Spur und zeigst deine Verletzungen, Wunden und Ängste. All deine zarten, wilden und empfindsamen Gefühle dürfen sich zeigen. Sie sind die Vital- und Nährstoffe eines erfüllten Lebens. Vieles, von dem, was dir bis dahin gar nicht bewusst war, strömt im Schreibprozess empor. Wünsche, Sehnsüchte und Visionen zeigen sich, die sich oft auf den Grund deiner Seele zurückgezogen hatten.  Bislang ungeahnte Facetten deines Seins treten hervor. So wird Schreiben zum Beginn einer vertrauensvollen Freundschaft mit dir selbst. Mehr und mehr erlaubst du dir zu sein, wie du bist, ohne dich verstecken, verurteilen oder verbessern zu müssen. Beim Schreiben entrollt sich der rote Faden deines Lebens. Die Vergangenheit zeigt sich in neuem Licht und die Zukunft öffnet sich.

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Kommentare: 1
  • #1

    Petra F. (Samstag, 01 Juli 2023 11:48)

    Hallo Christa, was du am 28.6.23 schriebst, das tut mir soooooo gut. Ich mache das, seit Jahren, täglich am frühen Morgen. Und ich frage mich so manchesmal, was mache ich mit diesem Blattwerk ? Es hat schon eine Kiste gefüllt, die schwer aus dem Regal zu heben ist. Die losen Blätter sind nach Monaten, Quartalen sortiert. Und die vielen Zettel und Blätter, die ich zwischendrin in Büchern ablege...Ja, alles meine Stimmen oder die meiner Vorfahren, eine Führung, gar Fügung, wer weiß ? Alles authentisch, nicht verschönt, ganz PUR. Danke.